Wann ist es zu spät für ein Zahnimplantat?

Ein Zahnimplantat kann heute nahezu in jedem Alter gesetzt werden. Während früher oft Unsicherheit herrschte, ob sich Implantate für ältere Menschen eignen, ist die Antwort der modernen Implantologie klar: Ein echtes „zu spät“ gibt es kaum. Entscheidend sind weniger die Lebensjahre, sondern der allgemeine Gesundheitszustand, die Knochendichte und die Mundhygiene. Anders verhält es sich mit dem Zeitpunkt nach unten, denn hier kann es sehr wohl „zu früh“ sein.

Implantate wachsen nicht mit dem Kiefer mit. Bei Jugendlichen, deren Knochenwachstum noch nicht abgeschlossen ist, könnte das Implantat im Laufe der Zeit zu tief im Gebiss liegen, was man als Infraokklusion bezeichnet. Daher gilt: Eine Implantation sollte erst erfolgen, wenn das Gesichtswachstum vollständig abgeschlossen ist. Bei Frauen ist das meist ab etwa 18 Jahren der Fall, bei Männern, vor allem im Oberkieferfrontbereich, teils erst mit Anfang 20.

Im hohen Alter stellt sich die Frage nach einem „zu spät“ dagegen kaum. Selbst Menschen über 80 oder 90 Jahre können erfolgreich implantiert werden, wenn sie gesundheitlich stabil sind. Studien zeigen, dass Implantate auch bei Seniorinnen und Senioren vergleichbar gute Langzeitergebnisse erzielen wie bei jüngeren Erwachsenen. Voraussetzung ist jedoch eine sorgfältige Planung, gegebenenfalls eine Anpassung der Medikation und die Bereitschaft zur regelmäßigen Nachsorge.

Der richtige Zeitpunkt nach einer Zahnentfernung

Wann ein Implantat gesetzt werden sollte, hängt stark vom Zustand des Knochens, dem Entzündungsgrad und der individuellen Heilung ab. Moderne Zahnmedizin unterscheidet heute vier etablierte Phasen, die den optimalen Zeitpunkt der Implantation bestimmen. Bei der Sofortimplantation (Typ 1) wird das Implantat unmittelbar nach der Zahnextraktion eingesetzt, also am selben Tag. Das ist nur möglich, wenn der Knochen stabil und frei von Entzündungen ist. Die Frühimplantation (Typ 2) erfolgt nach etwa vier bis acht Wochen, sobald das Weichgewebe gut verheilt ist. Diese Methode verbindet ästhetische Vorteile mit kontrollierter Heilung.

Eine verzögerte Frühimplantation (Typ 3) wird nach rund 12 bis 16 Wochen durchgeführt, wenn der Knochen bereits teilweise regeneriert ist. Sie gilt als besonders sicher, wenn anfangs leichte Entzündungen oder Defekte vorlagen. Die klassische Spätimplantation (Typ 4) erfolgt dagegen erst nach sechs Monaten oder später, wenn die Knochenheilung vollständig abgeschlossen ist. Dieses Vorgehen bietet maximale Stabilität, erfordert aber Geduld. Welche Variante gewählt wird, hängt von der individuellen Situation, den ästhetischen Ansprüchen und der allgemeinen Heilungsfähigkeit ab. Die behandelnde Zahnärztin oder der Zahnarzt trifft die Entscheidung stets nach gründlicher Untersuchung und radiologischer Planung.

Knochenaufbau möglich – warum „zu spät“ selten zutrifft

Selbst wenn ein Zahnverlust Jahre zurückliegt, bedeutet das noch lange nicht, dass ein Implantat unmöglich wäre. Zwar baut sich der Kieferknochen ohne Belastung allmählich ab, doch die moderne Zahnmedizin verfügt über ausgefeilte Methoden, um diesen Verlust auszugleichen. Mithilfe sogenannter Augmentationsverfahren lässt sich fehlender Knochen wiederaufbauen. Dabei wird körpereigenes oder künstliches Knochenmaterial eingebracht, um das Implantatbett zu stabilisieren. Besonders im Oberkiefer kommt häufig ein Sinuslift zum Einsatz, bei dem der Knochen im Bereich der Kieferhöhle verdickt wird.

Zahlreiche Studien belegen, dass Implantate in aufgebautem Knochen eine ähnlich hohe Erfolgsquote aufweisen wie in natürlichem Knochen. Entscheidend ist die fachgerechte Durchführung und die sorgfältige Vorbereitung. Selbst bei starkem Knochenabbau kann ein erfahrener Implantologe durch Kombination von Augmentation und Implantation eine dauerhafte Lösung schaffen. In manchen Fällen erfolgt der Knochenaufbau und das Einsetzen des Implantats in einer Sitzung, in anderen wird zunächst der Knochen aufgebaut und das Implantat erst nach einigen Monaten gesetzt. So wird das Risiko minimiert, und die Einheilung verläuft stabil. „Zu spät“ ist es also nur in seltenen Ausnahmefällen. Meist lässt sich ein Weg finden, um festen Zahnersatz wieder zu ermöglichen.

Wann man (noch) warten sollte

Es gibt jedoch Situationen, in denen der richtige Zeitpunkt für ein Implantat noch nicht gekommen ist. Ein klassischer Ausschlussgrund ist ein noch nicht abgeschlossenes Wachstum. Da Implantate fest im Knochen verankert werden, bewegen sie sich nicht mit, was später zu funktionellen Problemen führen kann. Auch bei einer aktiven Parodontitis oder unzureichender Mundhygiene sollte zunächst eine gründliche Zahnfleischbehandlung erfolgen. Entzündungen erhöhen das Risiko für Periimplantitis, eine Entzündung rund um das Implantat, die dessen Halt gefährden kann.

Vorsicht ist ebenfalls bei schlecht eingestelltem Diabetes geboten. Unkontrollierte Blutzuckerwerte beeinträchtigen die Wundheilung und erhöhen das Infektionsrisiko. Wer raucht oder stark mit den Zähnen knirscht, trägt ebenfalls ein höheres Risiko für Implantatverluste, da die mechanische Belastung und Minderdurchblutung den Heilungsprozess stören. Besondere Aufmerksamkeit erfordern Patientinnen und Patienten mit Kopf-Hals-Bestrahlung oder mit der Einnahme von Antiresorptiva wie Bisphosphonaten. In diesen Fällen ist eine enge Abstimmung zwischen Zahnärztin, Onkologe und Hausarzt notwendig, um Risiken für Knochennekrosen zu minimieren. Auch bei blutverdünnenden Medikamenten gilt: Eine Implantation ist oft möglich, muss jedoch unter kontrollierten Bedingungen erfolgen.

Einheilzeit und Belastung – Wann ist das Implantat belastbar?

Nach der Operation beginnt die entscheidende Phase: das Einwachsen des Implantats in den Knochen, auch Osseointegration genannt. Diese Heilung dauert je nach Knochenqualität, Region und Implantattyp unterschiedlich lang. Im Unterkiefer, wo der Knochen meist dichter ist, rechnet man mit etwa drei bis vier Monaten bis zur Belastung. Im Oberkiefer beträgt die Einheilzeit häufig rund sechs Monate, da der Knochen weicher ist. Während dieser Zeit sollte das Implantat möglichst wenig belastet werden, um die Stabilität nicht zu gefährden.

In speziellen Fällen kann eine Sofortbelastung sinnvoll sein, etwa bei ausreichender Primärstabilität und günstigen anatomischen Bedingungen. Dabei erhält der Patient sofort eine provisorische Krone, die das Implantat schützt und ästhetisch versorgt. Bei der klassischen, „konventionellen“ Belastung wartet man dagegen zwei bis sechs Monate, bis das Implantat fest verwachsen ist. Moderne Materialien und präzise digitale Planung haben die Einheilzeiten in den letzten Jahren deutlich verkürzt. Trotzdem gilt: Die Geduld während dieser Phase entscheidet maßgeblich über den Langzeiterfolg. Nach vollständiger Einheilung wird die definitive Krone eingesetzt und das Implantat kann Jahrzehnte lang seinen Dienst erfüllen.

Haltbarkeit und Pflege: So bleiben Implantate ein Leben lang stabil

Zahnimplantate gelten heute als die langlebigste Form des Zahnersatzes. Langzeitstudien zeigen, dass über 90 Prozent der Implantate nach zehn Jahren noch voll funktionsfähig sind. Viele halten sogar deutlich länger. Entscheidend für diese Stabilität sind vor allem eine gute Mundhygiene und regelmäßige Nachkontrollen. Frühzeitige Entzündungen, die sogenannte Periimplantitis, lassen sich durch professionelle Zahnreinigung und regelmäßige Kontrollen verhindern.

Patientinnen und Patienten sollten mindestens zweimal jährlich zur Implantatnachsorge gehen. Hier werden die Implantate gereinigt, die Schleimhaut kontrolliert und gegebenenfalls Röntgenaufnahmen gemacht. Besonders in den ersten zwölf Monaten nach der Versorgung ist diese Kontrolle wichtig, da in dieser Zeit die meisten Komplikationen auftreten. Wer zusätzlich auf eine zahnschonende Ernährung, Nichtrauchen und eine stabile Allgemeingesundheit achtet, kann seine Implantate oft lebenslang behalten. Damit ist klar: Für ein Implantat ist es fast nie zu spät.

FAQ: Wann ist es zu spät für ein Implantat?

Ein Implantat kann gesetzt werden, sobald das Kieferwachstum abgeschlossen ist. Das ist bei den meisten Menschen ab etwa 18 Jahren der Fall. Bei jungen Männern, besonders im Oberkieferfrontbereich,  kann das Wachstum bis Anfang 20 andauern. Vorher ist eine Implantation nicht empfehlenswert, da Implantate nicht mitwachsen und später „zu tief“ stehen könnten.

Nein, ein festes Alterslimit gibt es nicht. Implantate können auch im hohen Alter gesetzt werden, wenn die allgemeine Gesundheit und die Knochenverhältnisse stimmen. Viele Patientinnen und Patienten über 70 oder 80 Jahre tragen erfolgreich Implantate. Wichtiger als das Alter ist eine gute Mundhygiene und die Bereitschaft zur Nachsorge.

Die Einheilzeit beträgt im Unterkiefer meist etwa 3–4 Monate, im Oberkiefer rund 6 Monate. In manchen Fällen kann das Implantat auch sofort oder nach wenigen Wochen belastet werden, wenn die Knochenqualität gut und die Stabilität hoch ist. Die individuelle Planung ist entscheidend.

Bei guter Pflege halten Implantate oft ein Leben lang. Studien zeigen Erfolgsquoten von über 90 % nach zehn Jahren. Voraussetzung sind regelmäßige Kontrolltermine, professionelle Zahnreinigung und konsequente Mundhygiene. Rauchen, Entzündungen oder fehlende Nachsorge können die Haltbarkeit deutlich verkürzen.

Dr. med. dent. Claus Westerberg, Zahnarztpraxis Ibbenbüren, Kinderzahnarzt Ibbenbüren, Wie teuer ist Zahnreinigung, Ursachen von Zähneknirschen

Dr. med. dent. Claus Westerberg

Fachzahnarzt für Oralchirurgie,
Master of Oral Medicine in Implantology

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