Was passiert, wenn ein Implantat verloren geht oder abbricht?

Zahnimplantate gehören heute zu den erfolgreichsten Methoden, um verlorene Zähne dauerhaft zu ersetzen. Sie bieten eine natürliche Ästhetik, Stabilität und Funktionalität – und das oft über Jahrzehnte. Doch in seltenen Fällen kann es vorkommen, dass ein Implantat verloren geht, sich lockert oder sogar abbricht. Für Betroffene ist das zunächst ein Schock, denn hinter einem Implantat steckt nicht nur ein finanzieller, sondern auch ein emotionaler und gesundheitlicher Aufwand. Was also passiert, wenn ein Implantat verloren geht oder abbricht? Welche Ursachen können dahinterstecken, welche Behandlungsmöglichkeiten gibt es und wie lässt sich ein solcher Verlust vermeiden?

Allgemeines zum Implantatverlust

Zahnimplantate bestehen in der Regel aus Titan oder Keramik und werden als künstliche Zahnwurzeln fest im Kieferknochen verankert. Die sogenannte Osseointegration, also das Einwachsen des Implantats in den Knochen, ist ein entscheidender Schritt für die langfristige Stabilität.

Bei fachgerechter Planung und Pflege ist die Erfolgsrate sehr hoch. Dennoch kann es in Einzelfällen vorkommen, dass die Einheilung gestört wird, sich das Implantat lockert oder vom Körper abgestoßen wird.

Ein Implantatverlust kann sowohl frühzeitig als auch spät, nach Monaten oder Jahren, auftreten. Ob ein neues Implantat eingesetzt werden kann, hängt maßgeblich von der Ursache des Verlustes und vom Zustand des Kieferknochens ab. Je früher Probleme erkannt werden, desto größer sind die Chancen auf eine erfolgreiche Nachbehandlung.

Ursachen für Implantatverlust

Frühkomplikationen nach der Operation

In den ersten Tagen und Wochen nach der Implantation kann es zu Wundheilungsstörungen oder Infektionen kommen. Diese entstehen häufig, wenn Bakterien in die frische Operationswunde eindringen, etwa durch unzureichende Mundhygiene, Rauchen oder zu frühe körperliche Belastung.
Während dieser kritischen Phase findet die Einheilung des Implantats statt. Wird dieser Prozess gestört, kann das Implantat nicht fest mit dem Knochen verwachsen und sich wieder lösen.

Periimplantitis

Eine der häufigsten Spätursachen ist die Periimplantitis, eine Entzündung des Gewebes rund um das Implantat, vergleichbar mit einer Parodontitis bei natürlichen Zähnen.
Sie wird durch bakterielle Beläge ausgelöst und führt unbehandelt zu Knochenabbau. In der Folge verliert das Implantat seine Stabilität und kann sich lockern oder vollständig ausfallen. Besonders gefährdet sind Patientinnen und Patienten mit unzureichender Mundhygiene oder chronischen Entzündungen.

Fehl- oder Überbelastung

Auch eine falsche Bisslage (Okklusionsstörung) oder Bruxismus (Zähneknirschen) kann die Stabilität des Implantats beeinträchtigen. Wird das Implantat über Jahre hinweg zu stark oder einseitig belastet, können sich Mikrorisse oder Lockerungen bilden.
Solche Fehlbelastungen lassen sich meist durch eine Funktionsanalyse und gezielte Korrekturen im Bisssystem vermeiden.

Ungünstige Risikofaktoren

Rauchen, Diabetes mellitus, Alkoholkonsum und eine schlechte Mundhygiene wirken sich negativ auf die Durchblutung und Wundheilung aus. Auch minderwertige Materialien oder schlecht ausgeführte Eingriffe das Risiko eines Implantatverlustes.

Mechanische Ursachen

Neben biologischen Ursachen können auch mechanische Defekte zum Implantatverlust führen. Dazu zählen Unfälle, Materialermüdung oder Brüche des Implantatkörpers oder der Aufbauten.
In solchen Fällen ist meist ein Austausch des Implantats notwendig, um Funktion und Ästhetik wiederherzustellen.

Wie kann man einem Implantatverlust vorbeugen?

Die wichtigste Maßnahme, um Implantatverlust zu vermeiden, ist präventive Pflege: sowohl direkt nach der Operation als auch langfristig im Alltag.

Nach der Operation

In den ersten Tagen nach dem Eingriff sollte die Wunde konsequent geschont werden. Patienten sollten auf Nikotin, Alkohol und Sport verzichten und weiche Kost bevorzugen. Auch das strikte Einhalten der Hygieneregeln und das regelmäßige Kühlen tragen zu einer komplikationsfreien Heilung bei.

Langfristige Implantatpflege

Ein Implantat erfordert dieselbe oder sogar eine intensivere Pflege wie ein natürlicher Zahn. Dazu gehört:

  • Gründliche tägliche Reinigung mit Zahnbürste, Zahnseide und Interdentalbürsten.
  • Regelmäßige professionelle Zahnreinigungen (mindestens zweimal jährlich).
  • Kontrolltermine beim Zahnarzt, um mögliche Entzündungen frühzeitig zu erkennen.

Eine professionelle Nachsorge durch den Zahnarzt ist entscheidend, um Periimplantitis und andere Spätfolgen zu verhindern.

Okklusion und Funktion: die Bedeutung des richtigen Bisses

Ein fest sitzendes Implantat allein garantiert noch keinen langfristigen Erfolg. Ebenso wichtig ist die harmonische Funktion des gesamten Kauapparats. Wenn Ober- und Unterkiefer nicht optimal aufeinander abgestimmt sind, entstehen ungleichmäßige Belastungen, die das Implantat überlasten können. Langfristig kann dies zu Lockerungen, Materialspannungen oder sogar zu einem Bruch führen.

Um solche Probleme zu vermeiden, sollte die Bisslage (Okklusion) regelmäßig kontrolliert werden. Bei Auffälligkeiten oder Symptomen einer craniomandibulären Dysfunktion (CMD) empfiehlt sich eine gezielte Funktionsanalyse, um die Ursachen zu erkennen und gegebenenfalls therapeutisch zu korrigieren.

In vielen Fällen kann auch eine individuell angepasste Aufbiss- oder Knirscherschiene hilfreich sein. Sie schützt Implantate und natürliche Zähne vor nächtlicher Überbelastung und trägt dazu bei, die Muskel- und Gelenkfunktionen im Kiefer langfristig im Gleichgewicht zu halten.

Optimale Planung und Diagnostik

Moderne Zahnmedizin nutzt heute digitale Volumentomographie (DVT), um den Kiefer dreidimensional zu erfassen und die Position des Implantats exakt festzulegen. Dadurch lassen sich Risiken wie Nervenverletzungen oder unzureichender Knochenkontakt vermeiden.

Digitale Behandlungsplanung

Mithilfe computergestützter Implantatplanung kann der Eingriff virtuell simuliert und der ideale Platz für das Implantat bestimmt werden. Das reduziert nicht nur das Risiko von Komplikationen, sondern ermöglicht auch minimalinvasive Verfahren, die den Heilungsprozess beschleunigen.

Interdisziplinäre Zusammenarbeit

Für ein optimales Ergebnis arbeiten Implantologen, Zahnärzte und zahntechnische Meisterlabore eng zusammen. Nur durch diese Kombination aus chirurgischem Know-how und zahntechnischer Präzision lässt sich ein funktional und ästhetisch überzeugendes Ergebnis erzielen.

Eine gründliche Patientenberatung ist ebenfalls unerlässlich. Sie klärt über Risiken, Alternativen und die richtige Nachsorge auf – und hilft, realistische Erwartungen zu schaffen.

Behandlung nach einem Implantatverlust

Geht ein Implantat trotz aller Vorsichtsmaßnahmen verloren, muss die Ursache sorgfältig analysiert werden. Nur so lässt sich entscheiden, ob und wann ein neues Implantat eingesetzt werden kann.

Entfernung und Ursachenbehandlung

Zunächst wird das betroffene Implantat entfernt. Anschließend muss die zugrunde liegende Ursache wie etwa eine Entzündung oder Fehlbelastung beseitigt werden. Bei einer Periimplantitis erfolgt eine gründliche Reinigung und Desinfektion des Gewebes. In schweren Fällen ist eine chirurgische Nachbehandlung erforderlich.

Knochenaufbau und Heilungsphase

Hat sich der Kieferknochen durch die Entzündung oder Belastung zurückgebildet, ist oft ein Knochenaufbau (Augmentation) notwendig. Hierbei wird körpereigenes oder synthetisches Knochenmaterial eingesetzt, um das Volumen für eine spätere Re-Implantation wiederherzustellen.

Re-Implantation

Ob und wann ein neues Implantat gesetzt werden kann, hängt von mehreren Faktoren ab:

  • Qualität und Volumen des Knochens
  • Abheilung der Entzündung
  • Allgemeine Gesundheit des Patienten

In vielen Fällen ist eine neue Implantation nach einigen Monaten problemlos möglich. Der Zahnarzt entscheidet individuell, ob sofort oder erst nach vollständiger Regeneration reimplantiert werden kann.

Fazit: Implantatverlust ist behandelbar

Ein Implantatverlust ist zwar ärgerlich, aber kein Grund zur Panik. Dank moderner Diagnose- und Behandlungsmethoden kann die Ursache meist genau bestimmt und das Problem nachhaltig behoben werden. Wichtig ist, Frühwarnzeichen ernst zu nehmen: Schmerzen, Blutungen, Schwellungen oder Beweglichkeit des Implantats sollten immer zahnärztlich untersucht werden. Je früher reagiert wird, desto größer ist die Chance, das Implantat zu retten oder erfolgreich zu ersetzen.

Mit konsequenter Mundhygiene, regelmäßigen Kontrollen und einer professionellen Nachsorge lassen sich Implantate heute über viele Jahrzehnte erhalten. Sollte es dennoch zu einem Verlust kommen, bietet die moderne Implantologie zahlreiche Möglichkeiten, Funktion und Ästhetik wiederherzustellen.

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Dr. med. dent. Claus Westerberg

Fachzahnarzt für Oralchirurgie,
Master of Oral Medicine in Implantology

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